Unsere Teamie Franzi Kern16 Dec 2018
Unsere Teamie Franzi Kern Stiftungs News

Unsere Teamie Franzi

Interview

Wie bist du zur JSF gekommen?

In meinem Fall bin nicht ich zur JSF gekommen, sondern die Stiftung zu mir. In Form eines abgerissenen Zettelchens, mit Vera´s Namen und Telefonnummer darauf, den eine Hebamme in meiner Spitalakte gefunden hatte. Wir wissen bis heute nicht, wie der Zettel dort hineingekommen ist. So durfte ich Vera kennenlernen. Sie war die erste Sternenmama, die ich nach dem Verlust unseres Sohnes, getroffen habe. Wir hatten ein sehr berührendes und inspirierendes Treffen in Einsiedeln. Durch Vera durfte ich zum esten Mal sehen, wo die Reise hingehen kann. Wie aus einer so traurigen Geschichte auch etwas Positives wachsen kann. Und ich wollte mehr solcher Geschichten kennenlernen. So hat Vera mich Sabine Shah vorgestellt und seit zwei Monaten darf ich nicht mehr nur „Teilnehmer“ sein, sondern mich auch als Teamie für andere Betroffene engagieren.

Die Geschichte von meinem Sternli Lennis Riley

Der 6. Mai 2017 war der errechnete Geburtstermin unseres zweiten Sohnes Lennis Riley. Nach 40 Wochen Bilderbuchschwangerschaft spürte ich pünktlich um Mitternacht die erste Wehe. Im Paracelsus Spital in Richterswil habe ich eine sehr entspannte Eröffnungsphase zusammen mit meiner Beleghebamme erleben dürfen. Für die Presswehen ging es ins Wasser, so wie ich es mir immer gewünscht habe. Allerdings kam Lennis einfach nicht runter. Die dazugerufene Ärztin hat alles probiert. Aber als dann plötzlich seine Herztöne fielen, ging es sofort in den OP – Notkaiserschnitt unter Vollnarkose. Ich wurde dann von der Stimme einer Ärztin geweckt, die sagte, dass sie Lennis jetzt ins Kinderspital bringen würden und ob ich ihn kurz sehen möchte. Leider kam es dazu nicht mehr. Lennis hatte sich genau in diesem Moment völlig unerwartet entschieden seine Flügel aufzuspannen. Bis heute kann keiner verstehen was passiert ist. Sein Tod wurde als aussergewöhnlicher Todesfall eingestuft. Die Polizei kam noch am gleichen Tag, hat alle befragt (einschliesslich uns) und alle Unterlagen und unser Kind mitgenommen. Der Fall liegt immer noch bei der Staatsanwaltschaft und wartet auf Antworten. So kurz wie ich Lennis nur halten durfte, so unendlich tief, sind die Spuren, die er hinterlassen hat. Er hat mich in kurzer Zeit so unglaublich viel gelehrt. Über mich selbst, meine Familie, über Trauer und Verlust, aber vor allem über Liebe. Das Liebe keine Grenzen kennt. Sie reicht weit hinaus über unser physisches Dasein, in eine Welt, die für uns unsichtbar ist. Ich habe gelernt an diese Welt zu glauben und aufgehört zu viel nachzudenken und zu anaylsieren. Es gibt keine Erklärung für das was ich spüre. Aber seit dem ich angefangen habe meinem Herzen zu folgen und meinem Gespür zu vertrauen, sehe ich Lennis kleine Zeichen überall. Sie begleiten mich durch den Tag und weisen mir den Weg. Er ist bei mir auf seine ganz besondere Art und Weise. So darf ich seine Liebe spüren und ihm meine geben. Von meiner Welt in seine Welt und zurück.

Was ist deine Berufung?

Das ich heute da bin, wo ich bin, habe ich vor allem den wunderbaren Frauen der JSF zu verdanken. Ihre Wege und Geschichten haben mich getragen und inspiriert. Ich möchte genau das anderen Sternenmamas weitergeben. Ich möchte ihnen auf ihrem Weg helfen, sie unterstützen und ihnen zeigen, dass aus all dem Schmerz etwas Schönes entstehen kann. Ich schreibe seit letztem Jahr einen Blog und baue gerade einen Shop auf mit Trauerkarten und Gedenkschmuck. Die vielen positiven Reaktionen, treiben mich an weiter zu machen und Lennis Geschichte mit der Welt da draussen zu teilen. Ich hoffe so, das Tabu um das Thema Kindsverlust, ein wenig brechen zu können.



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